Forum

An dieser Stelle bieten wir Ehemaligen die Gelegenheit zum aktiven Austausch miteinander.

27 Kommentare

  1. Gudrun Schramm-Arntzen

    Stellungnahme zu den Ermittlungen zu Fällen sexuellen Missbrauchs im damaligen Internat der Missionare von der Heilige Familie in Biesdorf.

    Gudrun Schramm-Arntzen, Erste Kriminalhauptkommissarin a.D.

    Die vielen Kommentare zu Fällen des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen im Sankt-Josef-Gymnasium in Biesdorf bedürfen einer grundlegenden Richtigstellung. Zur Versachlichung der Diskussion und um der Wahrheit einen Dienst zu erweisen sehe ich mich veranlasst, mich über die Ermittlungen und Aufarbeitung dieser Missbrauchsfälle zu äußern.

    Nach Eingang der Anzeige im November 2007 bei der Provinzleitung des Ordens der Missionare von der Heiligen Familie über Missbrauchsfälle aus dem Jahr 1966 im Sankt-Josef-Gymnasium Biesdorf setzte die Ordensleitung unverzüglich eine unabhängige Kommission zur Aufklärung des angezeigten Sachverhaltes ein.
    Zu dieser Kommission gehörten Frau Prof. Wijlens (Professorin für Kirchenrecht an der Universität Erfurt) und ich, Gudrun Schramm-Arntzen (Erste Kriminalhauptkommissarin a.D.). Die Staatsanwaltschaft wurde in Kenntnis gesetzt. Aufgrund der rechtsverjährten Taten blieb nur noch die Möglichkeit, auf der Grundlage des Kirchenrechts zu ermitteln.

    Ich habe die Ermittlungen auf der Grundlage des Kirchenrechts geführt und auch den Beschuldigten vernommen. Der Beschuldigte hat in der Vernehmung seine Taten eingestanden. Es wurde eine Ermittlungsakte geführt, die auch an die Glaubenskongregation in Rom übermittelt wurde.
    Die Opfer und Betroffenen wurden alle von dem Ausgang des Verfahrens in Kenntnis gesetzt. Auch die Ordensleitung und die Mitglieder des Ordens wurden über das Verfahren durch mich in einer gesonderten Veranstaltung in Kenntnis gesetzt. Alle haben tiefe Betroffenheit und Scham gezeigt, dass den Opfern dieses Leid durch eines ihrer Mitglieder zugefügt wurde.

    In der Folgezeit gab es über fünf Jahre intensiven Kontakt zu den Opfern aus dieser Zeit. Der Missbrauchsbeauftragte, Pater Michael Baumbach MSF, hat sich über Telefon, E-Mail und über persönliche Gespräche der Anliegen, Fragen und Bedürfnisse der Geschädigten angenommen. Ein Geschädigter wollte keine Öffentlichkeit. Er wünschte als Zeichen der Übernahme von Verantwortung durch die Ordensprovinz die finanzielle Unterstützung von Opferschutzorganisationen. Diesem Wunsch kommt die Ordensprovinz auch noch heute nach. Sie leistet finanzielle Unterstützung von Opferschutzorganisationen. Zudem wurden Geschädigten freiwillige finanzielle Leistungen in Anerkennung des Leids zuerkannt. Auch wurden bei anderen Betroffenen Therapiekosten übernommen.

    Es ist also nicht richtig, dass seitens des Ordens keine Reaktion erfolgte. Das heutige Sankt-Josef-Gymnasium ist zudem mit diesen Fällen überhaupt nicht in Verbindung zu bringen, da es zu einer anderen Trägerschaft gehört.
    Die Missbrauchsfälle in Biesdorf wurden intensiv in die Aufarbeitung eines umfassenden Missbrauchsfalls in einem anderen Internat der Missionare von der Heiligen Familie (angezeigt im Jahr 2008) eingebettet. Auch hier wurden kirchenrechtliche Untersuchungen geführt. Der Beschuldigte aus dem Verfahren in Biesdorf verstarb kurz nach den Ermittlungen, so dass die Sanktionen gegen ihn nicht mehr greifen konnten.

    Wenn in Kommentaren behauptet wird, es hätte keine Aufklärung gegeben, Dinge wären vertuscht worden und der Opfer hätte sich niemand angenommen, so sind diese Angaben wissentlich falsche Aussagen, die jeder Grundlage entbehren und eine üble Nachrede darstellen.
    Der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen weist ein sehr großes Dunkelfeld aus. Ein erkennbares Täterprofil gibt es nicht, was schließlich, wenn Täter bekannt werden, seinen Ausdruck der Betroffenheit in der Äußerung „das hätte ich ihm niemals zugetraut“ findet. Täter sind in allen gesellschaftlichen Schichten und Berufsfeldern zu finden. Wenn sie ermittelt werden, handelt es sich um Einzelfälle.
    Es gibt keine Veranlassung einen ganzen Orden, die Kirche, usw. unter Kollektivschuld zu stellen.

    Gudrun Schramm-Arntzen, Erste Kriminalhauptkommissarin a.D.

  2. Ludwig

    Wo sind denn die Beiträge der letzten drei Monate zum Thema Missbrauch und Verantwortlickeit hingekommen? Außer dem Beitrag der Hauptkommissarin scheint alles gelöscht. Das finde ich aber vor dem Hintergrund einer weiterhin offenen und transparenten Diskussion auf der Ehemaligenseite nicht gut und spielt denen in die Hände, die unterstellen, dass das Thema unter den Teppich gekehrt werden soll.
    Ludwig (ein etwas verdutzter Ehemaliger, der sich freuen würde, wenn der Webmaster das aufklären könnte……..)

  3. Helmut

    Nach dem 35. Beitrag vom 6. April 2013
    „Ettal“ auch im Bistum des “Missbrauchsbeauftragten”, Bischof Ackermann: Beispiel Biesdorf .
    wurde abrupt die Kommenatrfunktion geschlossen. Vertragen manche Menschen die Wahrheit nicht? Von wem wurde Druck ausgeübt gegenüber dem unabhängigen Forum hier? Das Thema ist für den unbedarften Leser unter HOME verschwunden und wurde in der Besenkammer = FORUM abgelegt, wo sich nur wenige Leser hin verirren werden. Geschickt, geschickt…
    Ludwig, die 35 Kommentare unter „Ende einer Odyssee… “ snd auf den ersten Blick verschwunden, lassen sich aber immer noch lesen nach einem Doppelklick auf der Überschrift “ Ende einer O….“

  4. webmaster

    Hallo Ludwig!
    Schön, dass du die Website regelmäßig besuchst und aktiv zum sachlichen Austausch zwischen ehemaligen Biesdorfern beiträgst.
    Zu deiner Frage: Nicht ein einziger Beitrag ist abhanden gekommen oder gar gelöscht worden. Die Kommentare und Beiträge der vergangenen drei Monate stehen genau an der Stelle, an der sie gemacht worden sind (nämlich unter dem Artikel zum neuen Schulleiter). Dort werden sie auch bleiben. Allerdings macht es nicht wirklich Sinn, eine thematisch anders ausgerichtete Diskussion an dieser Stelle fortzuführen.

    Deshalb wurde der neue Menüpunkt „Forum“ angelegt und als erster Eintrag der Artikel der Hauptkommissarin dort eingestellt. Dies dient vor allem einer besseren Übersichtlichkeit und Struktur der Webpräsenz.

    Freundliche Grüße, Josef

  5. Ludwig

    Vielen Dank an den Webmaster Josef, bin froh. dass nichts gelöscht wurde, das hätte der
    Transparenz für die Ehemaligen nämlich geschadet. Bin dafür, dass wir alle weiter sachlich
    und trotzdem unter emotionalen Antennen mit diesem Thema umgehen (lernen)
    LG Ludwig (Ehemaliger aus den 70 igern)

  6. Ludwig

    Pitt wäre jetzt 100…….
    Pitt nannten wir ihn, unseren Präfekten Pater Peters, der so viele Rollen authentisch ausfüllen konnte. Er hatte ein fast mütterliches Gespür für unser Heimweh und fand tröstende Worte und Möglichkeiten der Ablenkung, er war mit diesem annehmenden positiven Grundverständnis
    auch in der Pubertät ein ratgebender Erzieher mit dem Mut zur langen Leine bei unseren Ausflüge nach Kruchten zur „Old“ und er war für uns Jungen ein überzeugender Priester, der es verstand, Theologie auf junge Menschen herunterzubrechen, seine Predigten waren lebensnah und brachten uns zum Nachdenken. Und vor dem Gottesdienst hatte er als Frühaufsteher schon allen Namenstagskindern des Tages eigenhändig ein Gedeck mit Blümchen und Gebäck hingestellt. Individualität und Gemeinschaftserziehung waren für ihn die zwei Seiten einer persönlichkeitsprägenden Medaille und Ermutigung seine Grundhaltung.
    In diesem Jahr wäre der 1913 am Niederrhein geborene Pater Ernst Peters 100 Jahre alt geworden und bei all den vielen kritischen Stimmen zur Internatserziehung in letzter Zeit sollten wir Ehemalige vielleicht auch einmal an eine Persönlichkeit erinnern, die uns gut getan und positiv geprägt hat.

  7. Helmut

    Der heutige Trägerverein des St.-Josef-Gymnasiums in Biesdorf versteht sich ausdrücklich in der Tradition der Missionare von der Hl. Familie. Um es ausdrücklich zu sagen, niemand aus der heutigen Leitung des Gymnasiums hat Schuld an den sexuellen Misshandlungen denen Kinder auch in Biesdorf ausgesetzt waren. Aber, auch die heutige Leitung trägt Verantwortung, insbesondere da sie sich in der Tradition dieses “Ordens” sieht. Nach wie vor wird diese Verantwortung geleugnet, auch vom Orden.

    Nach wie vor sind Ordensangehörige in Biesorf aktiv, nach wie vor sind Angehörige dieses Ordens, die um die Misshandlungen von Anfang an wussten und wissen sich aber bis heute nicht geäußert haben in der Öffentlichkeit aktiv und lassen sich als grosse Freunde der Kinder und Jugendlichen feiern. Dies macht mich mehr als wütend.

  8. Helmut

    Ein Ehemaliger schreibt im Volksfreund u.a.:

    Ich war Internatsschüler in Biesdorf von 1973 bis 1977 und habe aus der Ferne die Leserbriefe und Diskussionen zum Thema Biesdorf verfolgt. Erschüttert bin ich nicht über die dortigen Praktiken, die habe ich selbst am eigenen Leib erfahren, sondern über die Ignoranz und die unerträgliche Bagatellisierung und Banalisierung derjenigen, die dies nicht miterlebt haben.

    Dass Aussagen wie „Schläge waren doch üblich“ oder Hinweise, dass die Kinder ihre Lehrer oder Präfekten provoziert hätten (also selbst schuld?), vorzugsweise von Briefschreibern kamen, die auch heute noch der katholischen Kirche irgendwie verbunden sind, sei es als Priester, Lehrer oder Mediziner, zeigen, dass diese Menschen noch nichts aus dem Skandal gelernt haben. Einige Schreiber behaupten, es hätte nie Prügel in Biesdorf gegeben. Das ist einerseits gelogen, andererseits stellt es denen, die diese Prügel bezogen haben, das Recht auf eigene Erinnerungen in Abrede.

    Tatsache ist, dass es in Biesdorf in „meiner Zeit“ keine systematische Prügel gegeben hat. Wer allerdings Pech bei der Einteilung der Präfekten hatte oder einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war, der hat Erinnerungen an Biesdorf, die man lieber nicht teilen möchte. Für meinen Präfekten gehörten drakonische Strafen inklusive Schlägen bis zu schwerer Prügel zur Tagesordnung.

    Daher habe ich an Biesdorf auch keine einzige freudige Erinnerung. Und die vielen schlechten möchte ich mir nicht banalisieren lassen.

    Für mich gehörte nach Biesdorf zur Nachhaltigkeit katholischer Erziehung nur noch der dringende Wunsch, so bald wie möglich diese Kirche zu verlassen.

  9. Helmut

    Bei den Missionaren von der hl. Familie vermissen Ehemalige, Opfer und deren Angehörige bis heute das „Anerkennen des Versagens der Ordensgemeinschaft“ und einen erkennbaren, ehrlichen Willen zur vorbehaltlosen Aufarbeitung von Misshandlungen und sexueller Gewalt an in ihre Obhut gegebenen Schutzbefohlenen.

    In Biesdorf wird seit der Presseveröffentlichung 2010 der große Mantel des Schweigens über die Verbrechen der Vergangenheit ausgebreitet. Die Verweigerungshaltung von Schulträger und Orden spricht Bände.

  10. Helmut

    Die Verbrechen verursachen bis heute tiefe Schmerzen. Den Opfern, ist die Fröhlichkeit der Jugend genommen worden, ein Stu?ck Urvertrauen zu anderen Menschen. Unbeschwertheit ist ein Begriff aus fernen Welten. Durch das ganze Leben zieht sich die Spur der Angst und des Verdrängens.

    Aber Biesdorf zeigt sich kalt und arrogant.

  11. Helmut

    Die letzten Patres verlassen Biesdorf.

    Die Patres hinterlassen bei einigen Menschen nur Trümmer – und dafür werden sie einmal Rechenschaft ablegen müssen! Ich denke, der Schaden ist schon längst groß – Verlust jeder Glaubwürdigkeit. Aber das wollen die Verantwortlichen nicht wirklich wahrhaben – sie belügen sich selbst.

  12. Paul

    Lieber Helmut,
    man muss leider hinnehmen, dass Taten mit religiösem Hintergrund oder im religiösen Milieu juristisch laxer gehandhabt werden.
    Es sind nicht alle gleich vor dem Gesetz.

  13. Helmut

    Lieber Helmut,
    damit diese Ungleicheit weiter besteht, dafür sorgen Politiker mit ihrem Nichtstun in einem Land, in dem sie gut und gerne leben.

    Im Gegensatz zur Kirche haben Opfer keinerlei Lobby.

    Ein Monatsgehalt als Anerkennung von diesem ehrenhaften Laden für ein extrem belastetes, lebenslang schwerst beschädigtes Überleben, geschändet an Leib und Seele. Was für ein Witz! Manche schaffen es nicht.
    Für solch ekelhafte Verbrechen an Schutzbefohlenen wird nur kirchenintern „ermittelt“. Diese zweifelhaften Herrschaften können sich mit höchstrichterlicher Rückendeckung einfach der staatlichen Strafverfolgung entziehen.
    Wie lange lässt eine aufgeklärte Gesellschaft sich noch so eine Parallelgesellschaft bieten? Ist das christlich? Ist das moralisch? Ist das angemessen? Ist das zeitgemäß? Ist das eine angemessene Entschädigung für die Opfer? Die Vertreter des Herren hinterlassen in vielen Ländern der Welt ein verbrecherisches Trümmerfeld, was ihrem Moralanspruch völlig widerspricht.

  14. Helmut

    #3677 Minderjährige wurden von 1946 bis 2014 mißbraucht. Von 1670 Klerikern. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer.
    3677+ Kinder und Jugendliche, deren Würde mit Füßen getreten worden ist.
    3677+ Menschen, denen Unsägliches angetan wurde.
    3677+ Menschen, die ein Leben lang leiden.
    3677+ Wunden, die nicht verheilen.

    Ohne jegliche Konsequenz wird „aufgeklärt“. Marx :„Wir stehen an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs“. Das ist nur ein hohler Spruch, denn er müsste sich dafür einsetzen, dass diese Verbrecher hinter Schloss und Riegel verschwinden und eine Aufhebung der Verjährung verlangen. Nein, externe Wissenschaftler wurden noch behindert und alles lange unter der Decke gehalten. Das führt natürlich dazu , dass noch einige Vergewaltigungen verjährt sind. Unsere Justiz ist ihren Aufgaben nicht nachgekommen und hat diese Schwerverbrecher kaum verfolgt. Man überlässt einem Syndikat tausender Kinderschänder die Aufklärung in eigener Sache.

    Die Bischöfe haben von all dem nichts gewusst, sind tief betroffen und alles hat sich in der Vergangenheit zugetragen! Das ist die Mutter der Heuchelei!

  15. Helmut

    Wie konnte man einen Ordenspriester, der sich des mehrfachen Missbrauchs schuldig gemacht hat, an eine Schule versetzen?

  16. Alex

    Der „SWR/ RP“ berichtete am 19.12.2018 in seiner Sendereihe „Hierzuland“ über „Die Klosterstraße in Biesdorf“. Das heutige Gymnasium wird darin als „Juwel“ beschrieben und in den höchsten Tönen gelobt. Der „Geist von Biesdorf“, „die familiäre und vertraute Atmosphäre, streng, aber auch gerecht“, wird propagiert – und die Entstehungsgeschichte reflektiert.

    Doch was unerwähnt bleibt: Der sexuelle Missbrauch und die Misshandlungen an damaligen Schülern des Internats Biesdorf.

    Betroffene, ehemalige Schüler und deren Angehörige reagieren auf den Bericht mit Entsetzen: „Eine absolut kritikwürdige Verdrängung von Gewalt, Missbrauch und Misshandlungen durch damalige Ordensangehörige“ im heutigen St.-Josef-Gymnasium in Biesdorf.“ Der Vorwurf der „Geschichtskittung“ ist nachvollziehbar. Unter anderem wurde der Tatbestand der „sexuellen Gewalt an Schutzbefohlenen in fortgesetzter Tathandlung“ festgestellt, einer der Täter gestand. Fakt ist: Die Verantwortlichen des Klosters haben damals ihre Aufsichts- und Fürsorgepflichten sträflich vernachlässigt, haben jahrzehntelang geschwiegen und der Orden ist bis heute nicht bereit, dieses Versagen anzuerkennen.

    Dieser Bericht ruft vieles wieder in das Bewusstsein zurück: Die Betroffenen werden nicht nur auf völlig unsensible Weise mit ihren Tätern konfrontiert, sondern müssen gleichzeitig auch erleben, wie die heutigen Verantwortlichen mit diesem Teil der Vergangenheit umgehen: Wegschauen. Schweigen. Ignoranz. Nicht nur der Geschichte des Gymnasiums gegenüber, sondern auch – und vor allem – gegenüber den Betroffenen. Und das heute, 2018.

    Für die Betroffenen ist es übrigens kein Teil der Vergangenheit, den sie ignorieren können. Sie leiden noch heute unter den Übergriffen. Manche von ihnen in unvorstellbarem Ausmaß.

    Ein weiterer Schlag in das Gesicht der Betroffenen.
    ___________________________________________

    Kritik an der Berichterstattung – ein Kommentar

    Sowohl an das zuständige Team des SWR/RP aber auch zum Teil an diejenigen, die sich in diesem Bericht äußerten, und diesen Teil der Vergangenheit für nicht erwähnenswert hielten: Es ist absurd, davon auszugehen, dass die Vergangenheit in der Gegenwart keine Rolle mehr spiele, indem man sie einfach ausblendet. Die Vergangenheit hat uns geprägt, uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Jeden Einzelnen von uns. Sich der Vergangenheit nicht zu stellen, ist feige – aus welcher Motivation heraus auch immer. In seinem Privatleben kann und muss dies jeder mit sich selbst ausmachen. Wenn es sich jedoch um ein solch prägendes Kapitel der Vergangenheit handelt, in dem einer großen Anzahl von Schülern Leid widerfahren ist, unter dessen Folgen sie noch Jahrzehnte später leiden, geht es nicht mehr um eine Privatangelegenheit. Es handelt sich hierbei um eine öffentliche Angelegenheit, die niemals in Vergessenheit geraten darf.

    Auch, wenn der Blick auf die Vergangenheit schwer fällt: Es läge in der Pflicht der Verantwortlichen von damals und heute, diesen Teil der Vergangenheit auch „mit den Augen der Anderen“ sehen. Das Erinnern ist ein wichtiger Bestandteil bei der menschlichen Entwicklung. Und wer dem Hang zum Vergessen und Verdrängen widersteht, dem kann es auch gelingen, fest gefügte Reaktionsschemata zu durchbrechen. Dem verantwortlichen Orden, in diesem Fall die „Missionare von der Heiligen Familie“ ist dies bis heute nicht gelungen. – Den heutigen Verantwortlichen in Biesdorf offensichtlich auch nicht. Ob es den Schulträgern von heute überhaupt gelingen mag, den Umgang mit der Vergangenheit nicht noch weiter ad absurdum zu führen, indem man ihn ausblendet, ist fraglich.

    Schließlich schmückt das heutige Gymnasium in Biesdorf auf seiner Homepage den Absatz „Leitbild – die gesellschaftlichen Ziele“ mit den Attributen „Grundhaltung“, „Streben nach Gerechtigkeit“, „Übernahme von Verpflichtungen“ aus. Dies mag zwar erstrebenswert klingen, jedoch scheint dies nur ein Idealbild zu sein, von dem das Gymnasium derzeit noch weit entfernt ist. Das „Leitbild“ wird durch das ausgewählte Foto, dass einen Täter in Großaufnahme zeigt zum „Leidbild“. – Es zeugt davon, wie taktlos und unsensibel die derzeitigen Verantwortlichen bis heute mit der Thematik umgehen.

    Ebenso sollte man sich hinterfragen, welche Signalwirkung das Verschweigen über die Geschehnisse hat, und welche Reaktionen so manche Aussage in diesem Bericht bei den Betroffenen auslöst.

    Wer über die Misshandlungen und den sexuellen Missbrauch am damaligen Internat in Biesdorf schweigt, sollte sich schämen. Denn genau dieses Schweigen hat den Kollaps herbeigeführt, an dem wir uns heute befinden.

    Und dieser Bericht lässt deutlich erkennen, wo genau dieses Verschweigen im Jahr 2018 erneut beginnt./ca

    www.http://missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.com

  17. A. M.

    Es ist einfach so abartig alles… Mir kann keiner erzählen dass die nicht alle wussten was los war. Und keiner wurde je ernsthaft zur Rechenschaft gezogen. Selbst ehemalige Musterschüler u. Ach-so-fromme Messdiener dieser Schule vergreifen sich als Erwachsene an kleinen Mädchen.(Anfang der 90er) Das kommt dochvvon irgendwo her. Und alle machen ganz ganz fest die Augen zu.

  18. Hörenswert

    Hörenswert ist das folgende Feature über die verlogene Katholische Kirche und sexualisierte Gewalt.

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/katholische-kirche-und-sexualisierte-gewalt-die-blockade.3720.de.html?dram:article_id=470021

    Darin wird von erschreckender Kälte gegenüber Betroffenen gesprochen. Für Biesdorfer Ehemalige ist das ja nichts Neues.

    „Es ist beschämend, demütigend, erniedrigend und entwürdigend, eine Verhöhnung!“

    Danke, Stephan A.! Danke, Biesdorf! Für die Geringschätzung, für die schäbige Behandlung!

    Konsequenzen für die Täterorganisation: Keine
    Konsequenzen für Betroffene: Lebenslänglich

  19. MissBiT

    Einladung an Betroffene und Interessierte

    Gründung von MissBiT-e.V. am 19. Juni 2020 in Trier

    Die Initiative MissBiT – Missbrauchsopfer im Bistum Trier – lädt für Freitag, den 19. Juni, zur Versammlung zwecks Vereinsgründung ein. Sie findet um 16:00 Uhr im Innenhof des KSJ-Hauses in der Weberbach 72 statt. Vor rund 10 Jahren hat sich die Gruppe von Opfern sexuellen Missbrauchs in Kirchengemeinden und kirchlichen Kinderheimen und Internaten (u.a. in Biesdorf) gefunden und seitdem immer wieder in der Öffentlichkeit auf mangelnde Aufklärung, insbesondere seitens der Kirche, aufmarksam gemacht. Neben ihren Gruppentreffen hat sie zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt und öffentlichen Protest organisiert, damit das Thema nicht aus der öffentlichen Debatte verschwindet. Nach wie vor sind die deutschen Bischöfe ihrer Verantwortung noch nicht nachgekommen. Die Gründung eines Vereins stellt die Arbeit und den Protest von MissBiT auf sichere Füße, erleichtert die Beantragung von Fördermitteln und ermöglicht eine breitere Unterstützung von Nichtbetroffenen. Bei der Gründungsversammlung wird ein Einblick in die bisherige Arbeit von MissBiT gegeben, ein Buchprojekt vorgestellt und die vorbereitete Vereinssatzung verabschiedet. Alle an Mitarbeit oder Mitgliedschaft Interessierte sind herzlich eingeladen.

    Thomas Schnitzler, Sprecher der Initiative MissBiT

    Kontakt: t_schnitzler@gmx.de

  20. ZdK-Erklärung

    Erklärung des ZdK – Zentralkomitee der deutschen Katholiken

    Ursachen erkennen – Verantwortung übernehmen – Konsequenzen ziehen

    Sexualisierte Gewalt ist seit langem struktureller Bestandteil der katholischen
    Kirche. Das Leid der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die von
    sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche betroffen sind, erschüttert
    uns. Täter und Täterinnen sind nicht nur diejenigen, die aktiv missbrauchen,
    sondern auch alle, die vertuschen, verharmlosen und eine offene und transparente
    Aufdeckung der Taten behindern.

    Die Kirche muss sich dieser schweren Schuld bedingungslos stellen. Wer
    Verantwortung trägt, muss diese auch übernehmen und aus Versagen Konsequenzen
    ziehen – das betrifft alle Leitungspositionen, in erster Linie die Bischöfe.
    Weggesehen und geschwiegen haben in Fällen sexualisierter Gewalt über Jahrzehnte
    auch kirchlich engagierte Christinnen und Christen ohne Weiheamt.

    Wir bedauern, dass wir als Zentralkomitee der deutschen Katholiken nicht schon
    vor 2010 das Thema in den Blick genommen haben. Wir bekennen, dass auch wir das
    Leid der Betroffenen oft nicht an uns herangelassen haben.

    Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der
    Kirche immer noch vertuscht wird. Bis heute bekennen sich zu wenige
    Verantwortliche zu ihrem Tun und Unterlassen. Wenn konsequent und schonungslos
    aufgearbeitet wird, unterstützen wir dies. Wir sehen jedoch, dass es noch immer
    Bischöfe gibt, die ihre Macht missbrauchen, keine persönliche und
    institutionelle Verantwortung übernehmen und nicht zu strukturellen
    Veränderungen bereit sind.

    Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum
    Köln. Wir fordern, diese vollständig offen zu legen und insbesondere die
    Ergebnisse aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich zu
    machen. Außerdem muss für weitere Untersuchungen eine unabhängige Kommission
    vergleichbare Prozesse und anzuwendende Methoden definieren und die Ergebnisse
    diözesanübergreifend evaluieren.

    Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verpflichtet sich, die Aufarbeitung
    kritisch zu begleiten und notwendige Reformen der katholischen Kirche
    voranzutreiben, insbesondere auf dem Synodalen Weg. Leitend muss die Perspektive
    der Betroffenen sein.

  21. Alex

    Claudia A. beendet ihren Blog mit vielsagenden Worten:

    „Liebe Besucherinnen und Besucher meiner Seite:

    http://missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.com

    Aufgrund immer länger anhaltender und wiederkehrenden schwersten Episoden der Retraumatisierung, fühle ich mich nicht mehr in der Lage, diesen Blog weiterzuführen.

    Die Retraumatisierungen sind ausschließlich auf den Umgang der Kirche mit Betroffenen zurückzuführen respektive auf den „Nichtumgang“ mit Betroffenen aus dem eigenen Bistum durch den Bischof von Trier, Stephan Ackermann, der zeitgleich Missbrauchsbeauftragter der DBK ist.

    Nach über 40 Jahren, werde ich versuchen, den Weg zurück ins Leben zu finden.- Und hoffe zugleich, dass es mir gelingen wird. Wohlwissend, dass ich niemals an das Leben anknüpfen kann, welches ich vor dem sexuellen Missbrauch durch einen katholischen Priester im Bistum Trier erleben durfte.

    Mein Dank gilt den Leserinnen und Lesern, die mich und meinen Blog seit über 10 Jahren begleitet haben.“

    Alles Gute, liebe Claudia!

  22. Dorr

    Nun ich auch noch,
    von 1961/65 mit mehreren aus Saarlouis/ Lisdorf.

    Der Basketplatz wurde errichtet, der erste weltliche
    Lehrer Herr Beyer im grauen Anzug hat uns Latein und
    Umgang gelehrt und wir gingen zur Kartoffel und
    Heidelbeerernte.

    Ganz einfach, Kirche morgens, abends, Musikunterricht,
    Elternbesuche nach Absprache.
    Sonntag konnten wir mit den Pferden Hella &Vera zum
    Hunnenkopf.

    Es war damals hart und konsequent, aber dieses Lernen
    hat mich in meinem Leben immer in eine berufliche
    und eine weltanschauliche Richtung gelenkt und danach
    gelebt !

    WD, Saarlouis/ Düsseldorf

  23. Tatort

    Nun wird also der ehemalige Tatort: das Missionshaus der Missionare von der Hl. Familie in Biesdorf saniert.

    Wieviel Farbe wird wohl benötigt, um die Spuren der Verbrechen sexueller Gewalt zu übertünchen, die in diesem Tatgebäude an den, den Missionaren in gutem Glauben anvertrauten, schutzlos ausgelieferten Schutzbefohlenen verübt wurden?

  24. Paul Piepenbreier

    Unabhängige Ansprechperson

    Ehemalige des Sankt-Josef Gymnasiums Biesdorf/Eifel wurden Opfer sexuellen Missbrauchs durch Täter aus den Reihen der »Missionare von der Heiligen Familie«. Ein Opfer machte mir den Vorschlag auf der Homepage der Ehemaligen und Freunde auf meine Tätigkeit als »Unabhängige Ansprechperson für Fragen des sexuellen Missbrauchs der deutschen Provinz der Missionare von der Heiligen Familie« hinzuweisen. Diese Anregung nehme ich gern auf.
    Wenn Opfer ihr Leid zur Sprache bringen, ist es hoffentlich für sie ein Schritt aus den dunkeln Schatten der Vergangenheit heraus. Wenn Opfer ihr Leid zur Sprache bringen, erleben sie sich im kirchlichen Umfeld, nach wie vor, zu oft als lästige Bittsteller, störende Querulanten. Zu oft scheinen diese aktuellen Erfahrungen die alten Wunden erneut zu vertiefen. Im Blick auf die Opfer braucht es eine zugewandte wertschätzende Grundhaltung, Respekt vor deren Schicksal. All dies sollte schon lange klar sein. So ist es wesentlicher Teil meiner Aufgabe, die ich seit Sommer 2020 ausübe, für Opfer ansprechbar zu sein, sie in ihrem unmittelbaren Kontakt mit den »Missionaren von der Heiligen Familie« zu unterstützen, um möglichst weitere Verletzungen in der aktuellen Kommunikation zu verhindern.

    Paul Piepenbreier
    Unabhängige Ansprechperson
    für Fragen des sexuellen Missbrauchs
    der deutschen Provinz der Missionare von der Heiligen Familie

    Bahnhofstraße 31, 59510 Lippetal
    02923 216
    paul.piepenbreier@pieli.de

  25. Paul Piepenbreier

    Hinweis auf die Tätigkeit
    als Unabhängige Ansprechperson
    für Fragen des sexuellen Missbrauchs

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